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Cosmograf: The Orphan Epoch (Review)

Artist:

Cosmograf

Cosmograf: The Orphan Epoch
Album:

The Orphan Epoch

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Progressive Rock

Label: Gravity Dreams Music/Just For Kicks
Spieldauer: 47:27
Erschienen: 23.05.2025
Website: [Link]

Es ist ein geschickter Schachzug – ganz ohne Frage: Dieses Cover zu „The Orphan Epoch“ weckt automatisch Erinnerungen und damit gewisse Begehrlichkeiten...
Und dann auch noch die ersten Klänge sowie die CD im Player rotiert und einen ganz bestimmten Sound verbreitet.
Also – womit anfangen. Und wie?
Vielleicht am besten so:
Piano-Klimpern und eine hintergründige GENESIS-Keyboard-Fläche stimmen uns auf das aktuelle Album ein.
Noch dazu erinnert einen das Cover sehr verdächtig an RADIOHEADs „Hail To The Thief“. Auch der Song „You Didn't See The Thief“ verstärkt dieses Gefühl. Ein Song mit der Widmung an einen verstorbenen Schulfreund versehen.
Na, das kann ja vieles werden – nur nicht heiter!?
Doch gerade aus diesem Blickwinkel verheißt es eigentlich nur etwas Gutes, aber irgendwie thematisch auch Bedrückendes!
Und so wird es auch! Zum Glück!

Ein Schrei durchreißt die ruhige Stimmung auf dem Album-Opener „Division Warning“: „Hell defy me / Brother don't blind me / Curse my soul, deliver me / Make us whole, make us see“!
Und schon sind wir mitten drin in „The Orphan Epoch“ von COSMOGRAF!


Allerdings erhebt sich COSMOGRAF im progressiven Universum in genau die Höhen, in welchen die floydianischen Früh-PORCUPINE TREE ihre damals noch schwer beeindruckenden ersten Schritte gingen. Und diese Spuren, welche sie dabei hinterließen, sind für den im englischen Portsmouth lebenden Musikers und Produzenten Robin Armstrong – der Mann hinter COSMOGRAF – nicht etwa zu groß, sondern passen bestens. Eine feine Schuhgröße eben, die sich auch durch den beeindruckenden Gesang immer besser atmosphärisch einpasst. Dazu ein Konzept, das an MARILLIONs „Brave“ erinnert und deutlich den momentanen Zeitgeist auf's Korn nimmt, zu dem sich Armstrong klar und deutlich unter seiner bandcamp-Seite äußert: „'The Orphan Epoch' ist eine Reihe von Songs, die von der Weigerung sprechen, sich anzupassen, auszurichten oder zusammenzuwachsen. Es ist ein Ausdruck der Unzufriedenheit, ein Statement unserer Zeit, aber vielleicht auch eine Anweisung, sich zu weigern, binäre Entscheidungen zu akzeptieren und einen Weg zu wählen, den man alleine gehen kann. Dies ist eine neue Ära der Trennung, Desillusionierung und Desinformation. Deine Wahrnehmung wird deine Realität bestimmen...“


Na, wer kommt einem denn bei solchen – etwas apokalyptisch erscheinenden – Einstellungen sofort in den Sinn?
Klar doch: ROGER WATERS. Zudem bestätigt das erste Album-Highlight diesen Eindruck vollumfänglich. Denn auch stimmlich entdecken wir so einige Parallelen bereits beim zweiten Song „We Are The Young“. Doch im Laufe der knapp zehn Minuten wird dem düsteren „Amused To Death“-Klangbild auch noch ein megadeutlicher „The Wall“-Gedächtnisteil verpasst, der sich in melodramatischen Orgeln auflöst, um sich dann in finsterer 70er-Jahre-Psychedelik zu verflüchtigen. Wow, dieses epische Düsterstück hat etwas! Aber auch der Text über die Schrecken der Schule hat etwas von diesem „We don't need no education“-Flair aus „Another Brick In The Wall – Part 2“.

Vieles auf „The Orphan Epoch“ entwickelt ganz ähnlich wie bei PORCUPINE TREE ausgiebig cineastische Züge und erzählt dabei – wie in „Kings And Lords“ oder „The Road Of Endless Miles“ – monumentalistisch erscheinende Geschichten. So gesehen kleine Mini-Epen.


Doch es gibt eine Stelle in diesem Album, die alles übertrifft...
...und die mit dem besonderen Gast auf „The Orphan Epoch“ zu tun hat.
Es ist das Saxophon-Spiel von PETER JONES, dem blinden Klangmagier von CAMEL und TIGER MOTH TALES, der dem floydianischen Klang-Film-Szenario von „Seraphim Reels“ mit seinem Saxophon etwa das verleiht, was dieses Instrument für die „Baker Street“ eines G. Raffertys bedeutete. Unfassbar stark, was sich hier nach und nach entwickelt. Bitte unbedingt beim Saxophon-Solo von „Seraphim Reels“ genauer hinhören und staunen, denn PETER JONES steuert hier definitiv einen der besten Saxophon-Beiträge aller Zeiten bei, der locker mit dem „Money"-Saxophon in Konkurrenz treten könnte.
Na ja – und einen offensichtlichen Gilmour-Gitarrenpart gibt’s genau in diesem Song auch noch zu vermelden. Hypnotisch und süchtigmachend (wie im Grunde das ganze Album).


FAZIT: „The Orphan Epoch“ ist bereits das zehnte Album des singenden Multiinstrumentalisten Robin Armstrong, der mit größter Spielsicherheit und voller Leidenschaft als COSMOGRAF in das von einem Waters und Wilson geebneten floydianisch-porcupinetreeschen Klang-Kosmos eintaucht und hierbei tatsächlich begeistert, so sehr das Album-Cover auch auf RADIOHEAD verweist. Und so ein gigantisches Saxophon-Solo wie von PETER JONES auf „Seraphim Reels“ hat man schon seit „Money“-Zeiten lange nicht mehr gehört. COSMOGRAF hat die Spitze der ganz Großen erklommen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 84x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Division Warning
  • We Are The Young
  • Seraphim Reels
  • Kings And Lords
  • You Didn't See The Thief
  • Empty Box
  • The Road Of Endless Miles

Besetzung:

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